Wie bereits gesagt, ist das Thema sehr vielseitig und mit einer Fülle von Quellen gesegnet. Schon vor mir haben mehrere Kollegen vor diesem Berg an Korrespondenzen kapituliert. Paul Haake (1873-1950) war um 1900 von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften beauftragt worden, die Handschriften Augusts des Starken zu publizieren. Er stellte fest, dass man diesen Corpus nicht losgelöst betrachten kann und die Informations- und Entscheidungswege auf ein umfangreiches Personennetzwerk verweisen. Der Weltkrieg behinderte sein Forschungsprojekt, das schließlich komplett zu Erliegen kam.
Haake, Professor an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin (1921) und der Humboldt-Universität Berlin (1945), hat über 370 Titel publiziert, davon 15 Bücher über August den Starken. Er war ausgewiesener Experte für die sächsische und preußische Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts.
Zu DDR-Zeiten war die Ära Augusts II. fast nur für Kunsthistoriker erforschbar. In den 40 Jahren erschienen nur 40 Publikationen zu ihm: neben den ersten Veröffentlichungen des Landeshistorikers Karl Czok und des Polen Jacek Staszewski die Biografie von Georg Piltz und die Arbeit von Gabriele Hoffmann über die Geschichte der Gräfin Cosel (in mehreren Auflagen). In den letzten 34 Jahren hingegen wurden über 400 Bücher und Aufsätze zu August II. veröffentlicht.
Flemming war in den letzten 300 Jahren für 17 Publikationen gut, die eher biografische Abrisse darstellten. August Christoph von Wackerbarth war seit seinem Tod 20 Mal Thema einer Veröffentlichung. So widmeten einige Kunst- und Kulturhistoriker sich seines Einflusses auf idie Entstehung von Frauenkirche oder Gemäldegalerie. Die Zabeltitzer Heimatforscher um Dietmar Enge und zuletzt der Dresdner Uwe Müller haben sich in den letzten Jahren große Verdienste darum erwiesen, Wackerbarth im Bewusstsein zu halten, ohne jedoch die Archivquellen in ihrer Menge strukturiert heben und auswerten zu können. Der Militärhistoriker Christian Jentzsch zeichnete jüngst die Karriere "Vom Pagen zum Generalfeldmarschall" nach, wobei er die zivilen Ämter in ihrer Bedeutung freilich unterschätzte.
Publikationen Flemming |
Publikationen Wackerbarth |
Insgesamt ist das eine äußerst dürftige Ausbeute der Sächsischen Landesgeschichte, wenn man sich bewusst macht, dass es sich um die zwei wichtigsten Minister an der Seite Augusts des Starken handelt und die Friedliche Revolution schon eine Forschergeneration zurückliegt. Während in Polen seit 2000 Urszula Kosińska die Quellen zur Politischen Geschichte Augusts II. analysiert, liegen die Materialien im Sächsischen Hauptstaatsarchiv brach. Es ist an der Zeit, ausgehend von Wackerbarth und Flemming die Augusteische Ära in ihrer ganzen Breite und Tiefe aufzuarbeiten.
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