3, 2, 1 - liftoff!
So, die erste Woche als Lehrerin liegt hinter mir. Alle Papiere mit der Verwaltung sind geregelt und gemanagt, alle Unterschriften und Anmeldungen getan. Diese Phase wurde mir durch eine höchst professionelle Organisation seitens der Schule sehr leicht gemacht. Der Arbeitgeber hat in der Tat an alles gedacht und mir sämtliche wichtige Informationen in Mappen zusammengestellt. Das war sehr beeindruckend, mit welcher Routine ich eingearbeitet wurde. Chapeau!
Mein Stundenplan hat sich allerdings mehrfach geändert. Hieß es erst, ich würde 8h Geografie und 3h Geschichte unterrichten, war es dann zwischendurch ein Mix aus Geografie, Ethik und Geschichte und nach einer Woche wieder 8h Geografie, 2h Klausurenaufsicht und 1h Integrationsarbeit. Aber in Corona-Zeiten muss man flexibel sein, zumal sich im Kollegium 25 Lehrer/innen (!) in Quarantäne befinden.
In der ersten Woche darf ich in jeder Klasse einmal hospitieren, bevor ich die Schüler in der zweiten Woche übernehme. Die Schule hat ein Doppelstundensystem, d.h. die Schüler haben immer 90min am Stück, wenn nicht gerade die Mittagspause dazwischen liegt.
Ich habe nach aktuellem Stand drei zwei 5.Klassen, drei 6.Klassen und eine 9. Klasse. Klassen mit Oberschülern und Gymnasiasten halten sich die Waage. Das ist eine Herausforderung, da den Überblick zu behalten! Die Hospitationen bei drei Lehrer/innen zeigen ganz unterschiedliche Lehrtypen und Unterrichtsmethoden. Ich bin überrascht, wie ruhig die Arbeitsatmosphäre ist. Von Disziplinschwierigkeiten bekomme ich erstmal nichts mit, allerdings von teils sehr gelangweilten und unmotivierten Neuntklässlern. Die Geduld und Ruhe, der Enthusiasmus und Arbeitseinsatz meiner Kolleg/innen sind beeindruckend.
Die Themenfülle und Verantwortung, der ich jetzt gegenüberstehe, könnte mir den Atem rauben. Ich verschaffe mir einen Überblick und sammle Ideen zur Umsetzung. Hier hilft mir mein systematisches Arbeiten. Allerdings bin ich manchmal flatterig angesichts des bevorstehenden Stresses. Und da ich merke, dass ich nicht alles gleichzeitig abarbeiten und anlesen kann, hilft nur der Gedanke, Schritt für Schritt vorzugehen. Mir bereitet aber schon diese Phase der Einarbeitung große Freude. Ich erstelle mir eine Excel-Liste aller Schüler, informiere mich über den Notenschnitt, ausstehende Tests und Fristen. Ich muss bis Februar Kopfnoten geben - auch das noch! Da hab ich doch noch gar nicht jedes Kind richtig kennengelernt. Als zweites fertige ich mir einen Stoffverteilungsplan an: bis zu den Sommerferien habe ich 31 Wochen bzw. Doppelstunden. Bestimmt fällt mindestens einmal etwas aus, und mit Online-Unterricht muss ich auch rechnen. Bei meinen Hospitationen habe ich an einer Fernbeschulung schon mal teilgenommen gemerkt, dass angesichts der Tücken der Technik höchstens 50% der Zeit tatsächlich eine direkte Lehrer-Schüler-Interaktion möglich war, dass die Schüler sich gut wegducken konnte ("Mein Mikro geht nicht. Was war die Frage?", "Ich hab Sie nicht verstanden") und dass man eigentlich nicht wirklich gut etwas erarbeiten kann. Also werde ich meine liebe Mühe und Not haben, den Lehrplan bis zum Schuljahresende zu erfüllen. Aber dieses Jahr ist man da großzügig.
Zum Glück haben mir meine Kolleg/inn/en super zugearbeitet: von dem einen bekam ich Dutzende Zuarbeiten für die kommenden Themenbereiche, vom anderen sehr hilfreiche methodische und didaktische Hinweise, vom dritten technischen Support und Einblicke in die Notengebung und vom vierten eine großartige Übergabe samt Zuarbeit für die nächsten zwei Stunden usw.
Inzwischen habe ich mir auch die Schulbücher und Atlanten bestellt. Zwei dicke Pakete sind per Post gestern angekommen. Jeweils unterschiedliche Atlanten, Schulbücher und Arbeitshefte für Klasse 5, 6 und 9 der Oberschule und das Ganze nochmal für die Gymnasiasten. Macht alles zusammen über 210 Euro, war aber nicht zu ändern, da die Schulbibliothek wegen Quarantäne geschlossen ist und ich nicht länger warten konnte.
Und kommende Woche geht es los mit dem Unterricht. Ich freue mich.
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